Mattias Klum ©

Hope Spots

Riffe in Gefahr

Vor der Küste von Mosambik schlummert eine Schatzkiste unter den Wellen. Wie ein buntes Band umgibt ein gesundes und florierendes Korallenriff die Insel Vamizi. Es ist ein Lichtblick (Hope Spot) im Kampf um die Erhaltung der Artenvielfalt, denn überall auf der Welt sind viele Riffe in Gefahr.

Kaum ein Ort versinnbildlicht das Ökosystem Meer wie ein Korallenriff – unterschiedlichste Arten teilen sich diesen Ort und jeder noch so kleine Organismus spielt eine Rolle im großen Ganzen.

Mattias Klum ©

Riffe bedecken zwar nur ein Prozent des Meeresbodens, doch Schätzungen zufolge ist jeder vierte Meeresbewohner dort zu Hause: Mehr als 4000 Fischarten, Schwämme, Schalentiere, Weichtiere, Seesterne, Schildkröten, Seeschlangen und zahlreiche wirbellose Tiere – insgesamt über eine Million Arten. So sind die Riffe ein wichtiger Gradmesser für den Gesundheitszustand der Meere – und sie schlagen Alarm.

Mattias Klum ©

Die sogenannte Korallenbleiche (engl. „coral bleaching“) führt seit den 1980er Jahren weltweit zum großflächigen Korallensterben. Auch am 2300 Kilometer langen australischen Great Barrier Reef sind inzwischen über viele Kilometer nur noch weiße tote Korallenstöcke zu sehen. Hier – aber auch an vielen anderen Riffen - sind große Teile der einst so farbenprächtigen Unterwasserwelt verschwunden.

Der Grund dafür ist die in den letzten Jahren stetig angestiegen Durchschnittstemperatur der Weltmeere – eine klare Auswirkung des Klimawandels. Kommt dann noch das Wetterphänomen „El Niño“ hinzu, das der südamerikanischen Westküste ohnehin alle vier Jahre eine erhöhte Wassertemperatur beschert (was sich an Land in Form von starken Unwettern niederschlägt), haben die Korallen vielerorts keine Chance mehr.

Denn die dauerhaft erhöhten Temperaturen, die inzwischen weit jenseits der natürlichen Schwankungen liegen, stören das Zusammenleben der Korallen mit den einzelligen Algen, die sich traditionell auf ihnen ansiedeln und denen sie auch ihre prächtigen Farben verdanken. Diese Symbiose hat für beide Arten Vorteile: Während die Korallen den Algen einen sicheren Lebensraum bieten, betreiben die Algen Fotosynthese und versorgen die Korallen ihrerseits mit Sauerstoff und Glukose – zwei Stoffe, die eine Koralle zum Überleben braucht.

Mattias Klum ©

Doch die Einzeller werden giftig, wenn die Wassertemperaturen dauerhaft über 30 Grad liegen – worauf die Korallen sie abstoßen. Damit verlieren sie nicht nur ihre Farbe, sondern auch ihre Lebensgrundlage: denn ohne Algen gibt es keine Fotosynthese und damit auch keinen Sauerstoff und keine Glukose.

Die Korallenbleiche führt nicht zwangsläufig zum Absterben der Koralle. Wenn die Hitzewelle nur wenige Wochen andauert, kann sie sich wieder regenerieren. Doch auch bei schnellwachsenden Korallen dauert es bis zu 10 Jahre, bis sich die Symbiose von Alge und Koralle wieder eingespielt hat. Ist das Wasser dauerhaft zu warm, besteht für das Riff so gut wie keine Hoffnung mehr.

Neben der Wassertemperatur haben die Korallen noch mit einem weiteren Problem zu kämpfen: der Versauerung der Ozeane. Auch das dies ist eine Folge des Klimawandels. Durch die Verbrennung fossiler Rohstoffe wie Erdöl und –gas befindet sich heute nicht nur mehr CO2 in der Erdatmosphäre, sondern auch in den oberflächennahen Schichten der Weltmeere. Das gelöste CO2 reagiert zu einem gewissen Teil zu Kohlensäure. Dabei werden Protonen frei, was zu einer Versauerung des Seewassers führt. Unter diesen Bedingungen ist es für die Korallen schwieriger ein stabiles Kalkskelett auszubilden.

Vamizi ist eines der weniger Riffe auf der Welt, das von diesen Problemen noch nicht betroffen ist – und das soll auch so bleiben.

Meeresforscher wie Dr. Sylvia Earle setzen sich dafür ein, weltweit sogenannte HOPE SPOTS zu etablieren. In diesen Schutzzonen sollen die Meeresbewohner, ähnlich wie in Nationalparks an Land, frei ohne menschlichen Einfluss leben können.

Weitere Infos sowie eine Übersicht zu bereits eingerichteten aber auch geplanten HOPE SPOTS findet ihr auf mission-blue.org.

Mehr OCEAN

Interview | Older Than Trees

Mit James Lea

Interview lesen

Interview | Ice Mermaid

mit Melissa Kegler & Dan McComb

Interview lesen

NGOs

Hoffnung in Aktion - Rettet unsere Meere

Aktiv werden!